Ich hatte es Euch ja schon berichtet: wir waren unterwegs. Herr B. hatte ja den ganzen März jede Sekunde am Camperumbau gewerkelt. Und dann war es wider Erwarten tatsächlich soweit: wir konnten vor Ostern los. Damit hatte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet als der Sprinter völlig entkernt, der Fußboden, die Wandverkleidung, sogar der Dachhimmel raus waren. Vor einer guten Woche haben wir uns jedenfalls auf den Weg gemacht nach Nordjütland. Das ist das nördlichste Stück vom dänischen Festland.
Auf dem Hinweg sind wir zum ersten Mal durch den Hamburger Elbtunnel gefahren. Am Hamburger Hafen stapeln sich die Container aus China. Kein Wunder nicht, wenn alle Welt bei Temu einkauft....
Wir sind dann erstmal an der dänischen Westküste entlang gefahren. Am Weg lag das Løgumkloster. An solchen Orten halten wir gern an und laufen über den Friedhof. Friedhöfe erzählen ganz viel über die Kultur eines Landes. Hier fanden wir das vielfältige Grün der vielen Koniferen sehr schön. Ein immergrüner Friedhof...
Im kleinen Städtchen Ribe sind wir durch die Gässchen gewandert und haben uns über die alten Haustüren gefreut.
Die breiten Sandstrände der Nordsee kannte ich nur vom Hörensagen und war erstaunt, dass hier alle mit dem Auto direkt auf den Strand fahren.
Muscheln laden immer ein, sie in die Hand zu nehmen.
Wir fahren über die schmale Nehrung, wo man - wenn man auf die Düne krabbelt - auf der einen Seite die Nordsee sieht
und auf der anderen einen der zahlreichen Fjorde.
Unser Ziel war aber die nördlichste Küste. Der erste Ort, den wir dort besucht haben, war Hanstholm. Auch an der gesamten Nordküste kann man dicht am Meer parken und - wenn man mag - auch vielerorts übernachten.
Hier gibt es unglaublich viele schöne Steine! Norwegen ist nicht weit und von dort hat die Eiszeit lauter bunte Porphyre mitgeführt. Eine Augenweide! Manche dürfen mit und wir versuchen, sie genauer zu bestimmen.
Das Wetter ist schön, aber windig. Der Wind formt den Sand mit erstaunlicher Kraft.
Die Steine liegen schön einzeln aufgereiht wie in einer Ausstellung
Am Strand stehen in Abständen Landmarken. Wir wissen nicht genau, wozu die dienen: den Fischern oder Surfern als Orientierung?
Herr B. interessiert sich auch für die eher unschönen Strandfundstücke: überall begegnen uns die Betonbunker aus dem 2. Weltkrieg. Hier in Hanstholm hatte sich die deutsche Wehrmacht verschanzt, um den Alliierten möglichst den Weg in die Ostsee zu versperren. Wir wandern durch die Dünenlandschaft, wo im Außengelände des Bunker-Museums riesige Geschützanlagen zu besichtigen sind.
Aber abends stehen wir wieder am Meer... Besser geht's doch eigentlich nicht, oder?
Weiter ging es für uns an der Küste entlang durch viele kleine Fischerdörfer. Hier wird tatsächlich noch auf althergebrachte Weise gefischt: mit einer Seilwinde werden die Fischkutter ins Meer gezogen und auch wieder zurück auf den Strand. Dort liegen sie tagsüber völlig auf dem Trockenen. Sehr interessant!
Stundenlang wandern wir an den Stränden entlang und genießen es, dass die Dänen sehr locker mit dem Parken am Strand umgehen. Überall gibt es Parkplätze direkt am Meer, wo man auch übernachten kann wenn man mit dem Camper autark unterwegs ist.
Was uns auch sehr positiv aufgefallen ist, sind die erstaunlich sauberen Toiletten, die es auf sehr vielen Parkplätzen gibt. Da könnte sich Deutschland eine Scheibe abschneiden! Guckt Euch dieses Bild mal genau an - der Bauhof ist fleißig! *lach*
Bis zum nördlichsten Zipfel von Dänemark sind wir nicht gefahren, sondern wir wollten gerne noch die Insel Fur besuchen. Fur ist winzig und nur mit der Fähre zu erreichen. Die Insel liegt im Limfjord, das ist eine riesiges "Binnenmeer" im Norden Dänemarks, das die Nord- mit der Ostsee verbindet. Seine Fläche macht ein Sechstel der Fläche Dänemarks aus. Also wirklich riesig. Die Insel Fur ist bekannt für ihre besondere Geologie. Hier gibt es Moler. Das ist eine Art weiches Tongestein, das viele Fossilien beinhaltet.
Wir haben das Museum besucht und bestaunt, was die Experten in den aufgespalteten Platten finden können.
Wir sind keine Experten, hatten aber natürlich auch viel Freude daran, am Strand die Tonklumpen in hauchdünne Scheiben zu zerlegen (das ist erlaubt)
Aber oft liegen die Moler-Klumpen schon zersplittert im Strandgeröll und man muss sie nur noch "aufblättern"
Viele der brüchigen Moler-Platten haben Löcher. Witzig, aber vergänglich...
Im Inland der Insel wird der Moler seit vielen Jahren abgebaut und z.B zur Schamottesteinproduktion genutzt. (das sind diese speziellen Steine, mit denen Öfen ausgekleidet sind)
Mitten in der Landschaft ist eine Formation stehen geblieben, an der man sehr schön die Schichtung des Molers sehen kann.
Ebenfalls auf der Insel Fur kann man den Rødstenen besichtigen, eine besonderes eisenhaltige Sandstein-Felsformation.
Und auch jeder andere Stein in der näheren Umgebung lagert die Eisenverbindungen an, im Zusammenspiel mit Sauerstoff "rostet" die Oberfläche.
Sonnenuntergang am Meer.... wisst Ihr, wie gut man bei Meeresrauschen schlafen kann? Einfach himmlisch!
Unsere Rückreise führte uns noch kurz an die Ostküste, wir besuchten die Trelde Næs Halbinsel bei Fredericia. Auch hier liegt tonhaltiges Material an, das bei viel Niederschlag zum Abrutschen neigt. Ganze Baumgruppen haben sich "eine Etage tiefer" bewegt,
auch hier am Strand sind die Steine von Eisenanlagerungen rot-braun.
Nun sind wir wieder zu Hause. Die Camper-Umbauten haben sich bewährt, die kleinen Tomatenpflänzchen haben überlebt (das war meine größte Sorge!) und nun kann Ostern kommen.
Und uns bleibt die Erinnerung an ein paar wunderschöne Tage am Meer...
Euch eine gute Zeit!